Legenden berichten von einem Ort
wo kein Uhrwerk sich mehr dreht
und von einem zum anderen trägt man das Wort
von dem Raum wo die Zeit nicht vergeht
Archiv der Kategorie: Texte
Ach, Berlin
Du wurdest in tausend Liedern besungen
hast nach Freiheit, nach Kunst und nach Irrwitz geklungen
rochst nach Neubeginn und Terpentin
und dein unbekannter, vertrauter Klang
war wie ein geheimnisvoller Gesang
ein nicht tot-zu-kriegender Evergreen
Ach, Berlin.
Und ich fand meine Heimat in deinen Straßen
wenn die Nächte zuweilen die Tage vergaßen
und die Sonne nachts nur noch heller schien
ich hab deine Dramen auf Bühnen gesehn
sah sie ungebrochen am Wege stehn
und so singt der Mann mit dem Tamburin:
Ach, Berlin. Ach, Berlin.
Du bist das Land der vielen Gesichter
der Philosophen, Chaoten und Dichter
ein jungenhafter Harlekin
Bist eine einzige Großbaustelle
und reitest auf jeder neuen Welle
mit ner Überdosis Heroin
Bilderbuch
Schaukelzeit
Für meine Oma.
Noch ziehen die kalten Winde ins Weite
und wärmend sitz ich an deiner Seite
Doch bald muss ich mit den Winden ziehn
wie die Minuten unter den Fingern fliehn
In deinen weißen Haaren bricht sich das Licht
doch für immer bleibt dieser Abschied nicht
Denn im Sommer dann bist du nicht länger alleine
dann bin ich deine und du meine
und du hakst dich einfach bei mir ein
und wir laufen ins Sonnenlicht hinein
Denn die Hollywoodschaukel wartet schon
und wir erklimmen den fürstlichen Thron
Und die Füße baumeln im warmen Wind
als das Kinderspiel beginnt:
Und der Kiebitz ruft: „Schau, da schaukelt doch wer!“
Hin und her, hin und her
Wir steigen leicht und sinken schwer
Hin und her, hin und her
Traumfährenkapitän
Na, mein Schlaf, na komm wir zwei
haben jetzt noch manches vor
ich schau heut Nacht bei dir vorbei –
öffne mir dein Wolkentor
Und sage mir, mein alter Freund
was hast du dir für mich erdacht?
Was die Gedanken weich umsäumt –
wohin verreisen wir heut Nacht?
Sind wir tapferer Steuermann
rempeln Seeungeheuer an?
Folgen den Wolken von Bonn bis Heilbronn
und fliegen dann mit den Möwen davon?
Nur das Salz
Weißt du noch –
wie wir mit den Wellen tobten
sich im Sturme Strand und Gischt verlobten
wie wir all die Tropfen fingen
um sie heil nach Haus zu bringen
Wir wollten jedenfalls
uns an die Flut verschwenden
und was blieb war nur das Salz
das Salz an unsern Händen
Weißt du noch –
wie wir mit dem Treibholz trieben
unser Fernweh in die Wogen schrieben
wie wir uns ins Blaue tauchten
und zum Atmen nur einander brauchten
Wir wollten jedenfalls
die Flut in uns bewahren
und was blieb war nur das Salz
das Salz in unsern Haaren
Schnee
Ein leises weißes Rauschen
am fernen Himmelgrau
Wolken, die sich bauschen
ein Morgen voller Tau
Und dann falle ich als Schnee
auf deine heißen Wangen
schließ die Augen, Liebster
um mich brauchst du nicht bangen
Nur flüchtig für Sekunden
streich ich dein Gesicht
Doch scheint darin noch stundenlang
mein frisches Winterlicht
So wie verträumter Regen
der ohne Richtung fällt
den in Trunkenheit und Taumel
nichts mehr am Himmel hält
So falle ich als Schnee
auf deine heißen Wangen
schließ die Augen, Liebster
um mich brauchst du nicht bangen
In einer Stadt in der Ferne
Wie die Dieselmotoren rattern
und hoch von den Balkonen
Fahnen in allen Farben flattern
und darüber Tauben thronen
Schwalben sausen durch die Gassen
und Blicke fliegen hinterher
Auf den Tischen sammeln sich Tassen
und herum der Touristenverkehr
Frauen winken mit bunten Fächern
das sehen die Störche so gerne
hoch oben von ihren Kirchendächern
In einer Stadt in der Ferne
Beyond the endless night
You know we are the same, my friend
So we would never fit
Our dreams they are insane, my friend
But we could never quit
I know your restlessness well, my friend
The same one runs my day
The dream for which I fell, my friend
The urgency to play
Our books are empty and tempting
We just can´t wait to write
Our spirits keep on falling
Beyond the endless night
Das Portrait
Ein Brief trudelt heute im Postkasten ein
und ich werfe geschwind einen Blick hinein
und sehe ein Foto von dir, mein Lieber!
Mein lieber Freund und Waffenschieber!
Ein kleines schickes Schwarzweißportrait
und ich denke ganz spontan nur – nä!
Du warst aber auch schon mal attraktiver.
Dein Blick war auch schon mal intensiver.
Den Mund leicht geöffnet, was kaust du denn da?
In der Hand eine Schnitte, was schmaust du denn da?
Die Wangen pausbäckig aufgebläht
und deine dösige Miene verrät
– ist dein Blick auch nur verschwommen zu sehn –
das hast du jetzt wirklich nicht kommen gesehn!